Pölchow-Prozess: Zeugen belasten Angeklagte schwer

Prozessgruppe weist auf Neonazi-Hintergrund von Michael Grewe hin

Pressemitteilung der Prozessgruppe Pölchow vom 25. Januar 2010.

Im heutigen zweiten Prozesstag um den Neonazi-Angriff in Pölchow im Sommer 2007 haben mehrere Zeugen die beiden Angeklagten Michael Grewe und Dennis F. schwer belastet. Zugleich sagten sie aus, schon vor Ort und unmittelbar nach der Gewalttat die Polizei auf Grewe hingewiesen zu haben. Die jedoch ließ den bundesweit bekannten Neonazi im Frühjahr 2008 als unbekannt zur Fahndung ausschreiben.

Aus einer Gruppe von mehr als 100 Neonazis waren im Juni 2007 etwa 60 nicht-rechte Jugendliche auf dem Weg zum Protest gegen eine NPD-Demonstration in Pölchow bei Rostock angegriffen und mißhandelt worden. Drei der Beteiligten sind nun wegen schweren Landfriedensbruch und Körperverletzung vor dem Landgericht Rostock angeklagt, unter ihnen der Mitarbeiter der NPD-Landtagsfraktion Michael Grewe. Weitere Zeugen berichteten heute erneut, dass als Grewe Rädelsführer aufgetreten war, Betroffene geschlagen und Kommandos gerufen habe. Die eintreffende Polizei wurde noch in Pölchow auf den Angriff und den markanten Täter hingewiesen, hätte die Betroffenen jedoch ignoriert. Einen ausführlichen Prozessbericht und weitere Informationen über Michael Grewe sind im Anhang dieser Email zu finden.

„Michael Grewe spielt seit Jahren eine wichtige Rolle im Netzwerk der Neonazi-Szene Norddeutschlands“, teilt Florian Schmied, Pressesprecher der Prozessgruppe Pölchow, mit. „Dass der Rostocker Polizei eine so prominente Figur unbekannt war, illustriert auf bittere Weise die Nachlässigkeit in ihren Ermittlungen nach dem Angriff in Pölchow. Zugleich wirft die Rolle Grewes in der NPD ein Schlaglicht auf die enge Verzahnung der rechten Partei mit gewalttätigen Neonazi-Schlägern.“

Die NPD-Landtagsabgeordneten Udo Pastörs, Stefan Köster und Tino Müller waren beim Angriff in Pölchow zugegen, wirkten jedoch nicht beruhigend auf ihre prügelnden Anhänger ein. Stattdessen offenbart sich zunehmend eine fragwürdige Rolle von NPD-Fraktionschef Udo Pastörs: So gab Grewe in einer Einlassung an, dass dieser ihn beauftragt hätte, sich nach dem Angriff vom Tatort zu entfernen. In der heutigen Verhandlung berichtete der Lokführer des Regionalexpress’, dass Pastörs ihn vor dem Eintreffen der Polizei zur Weiterfahrt gedrängt hatte.

Michael Grewe hat seine Neonazi-Karriere in Lüneburg in einer Kameradschaft und einem rechten Szene-Geschäft begonnen. Wegen Waffenbesitzes wurde er schon einmal verurteilt, später wurde das Gutshaus Amholz in Westmecklenburg, das er zusammen mit Thomas Wulff bewohnt, aufgrund des volksverhetzenden Schriftzuges „Juden raus“ auf einer Neonazi-Zeitung durchsucht. Grewe war in der mittlerweile verbotenen „Heimattreuen Deutschen Jugend“ aktiv, Kommunalabgeordneter für die NPD in der Gemeinde Teldau und arbeitet für die NPD-Fraktion im Schweriner Landtag.

Ein ausführlicher Prozessbericht und Hintergrundinformationen über Michael Grewe sind auf der Website der Prozessgruppe Pölchow einsehbar.

Die Kommentarfunktion ist derzeit geschlossen.